07.09.2023 | Hanna Bergmann
Vor rund einem Jahr hat die NRD ein neues Fortbildungsprogramm begonnen, bei dem Mitarbeitende zu sogenannten psychischen Ersthelfer*innen ausgebildet werden. Was ist innerhalb des ersten Jahres passiert und welche Erfahrungen haben die Ersthelfer*innen bisher gemacht?
Einen klassischen Erste-Hilfe-Kurs hat sicher jede*r von uns schon einmal absolviert. Doch wie sieht es mit der Ersten Hilfe bei psychischen Gesundheitsproblemen aus? Häufig findet dieses Thema wenig Beachtung. „Dabei merken wir auch bei uns in der NRD, dass immer mehr Menschen psychisch belastet sind. Statistisch ist es sogar so, dass jeder vierte Mensch im Laufe seines Lebens eine Angststörung entwickelt“, sagt Beate Braner-Möhl, die im vergangenen Jahr das neue Fortbildungsprogramm in der NRD initiiert hat. Der Leiterin der Stabsstelle Theologie, Seelsorge und Beratung in Krisen war es ein Anliegen, Mitarbeiter*innen für dieses Thema zu sensibilisieren.
Bei ihrer Recherche dazu stieß sie auf die Schulung zum/zur „Mental Health First Aid-Ersthelfer*in“ (kurz MHFA-Ersthelfer*in) und hat diese selbst absolviert. Es handelt sich dabei um eine zweitägige Schulung, in der die Teilnehmenden das nötige Grundwissen zu psychischen Erkrankungen und Störungen erlernen und abschließend einen Test machen. Das Programm zum MHFA wurde 2020 in Australien von Expert*innen und Betroffenen gemeinsam entwickelt. Lizenzierter Ansprechpartner in Deutschland ist unter anderem das Zentralinstitut für seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, mit dem die NRD für die Schulungen zusammenarbeitet.
Das Programm stieß im vergangenen Jahr auf großes Interesse. Gleich 15 Mitarbeiter*innen ließen sich 2022 zum / zur MHFA-Ersthelfer*in ausbilden. Einer von ihnen ist Joachim Seeh, Vertrauensperson für schwerbehinderte Mitarbeiter*innen in der NRD. Er stellt rückblickend fest: „Mir hat das Konzept der Schulung sehr gut gefallen. Ich habe Neues über bestimmte Krankheitsbilder erfahren und mögliche Handlungsstrategien
bezüglich der unterschiedlichen Erkrankungen gelernt. Ebenso wichtig waren die Hinweise der Referentin im Hinblick auf gut gemeinte, aber kontraproduktive Verhaltensweisen im akuten Umgang mit Betroffenen. Ich denke, die Fortbildung hat den Teilnehmern ein Stück weit Sicherheit verschafft und für bestimmte Anzeichen sensibilisiert. Gleichzeitig muss man aber natürlich auch schauen, dass man nicht übersensibel wird.“
Darüber hinaus haben er und seine teilnehmenden Kolleg*innen eine hilfreiche Adressliste an die Hand bekommen, die zeigt, wohin man sich in unterschiedlichen Problemlagen wenden kann. Seit seiner Qualifizierung hatte Joachim Seeh bereits einen Kontakt im Rahmen seiner neuen Aufgabe als MHFA-Ersthelfer. „Das zeigt mir, wie wichtig es ist, dass wir das Programm in der NRD haben.“
Beate Braner-Möhl wird künftig weitere Schulungen organisieren, mit dem Ziel, dass an möglichst vielen NRD-Standorten Ersthelfer*innen ansprechbar sind. Sie lädt diese mindestens zweimal im Jahr zum Austausch ein und steht ihnen auch unabhängig davon immer als Ansprechperson zur Verfügung. Bei all der Unterstützung die MHFA-Ersthelfer*innen leisten können, ist es ihr aber auch wichtig zu betonen, dass die neuen Expert*innen keine Therapeuten ersetzen können und auch ihr Eigenschutz immer an oberster Stelle steht.
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